Nach intensiver Suche und Forschung befreien wir uns von den Fesseln narzisstischer Prägungen und entdecken unseren unversehrten Kern. In dieser Verbindung zu unserer Essenz und Kraft verabschieden wir uns von einem alten Mythos: Niemals genug zu sein. Dieses falsche Ideal, das ungesunden und niemals endenden Leistungsdruck erzeugt, hinter uns zu lassen, ebnet den Weg zu einem neuen inneren Frieden.

Dieser Frieden könnte ewig währen – wenn wir es so wollen. Lange Zeit jedoch fand ich mich in einem Zwiespalt zwischen innerer Ruhe und äußerer Anspannung wieder. Denn wir leben in einer Welt, die sich nicht nur verändert, sondern uns auch herausfordert und wachsen lässt. Zunächst schienen dies zwei Seiten einer Medaille zu sein: Eine hell und friedlich, die andere dunkel und chaotisch.

Wie kann ich einerseits mit tiefem Frieden verbunden sein und andererseits Wünsche, Sehnsüchte und Ziele nicht als Widerspruch dazu sehen?

Schließlich kam eine Erkenntnis, die anfangs paradox erscheint: Ich freue mich, niemals genug zu sein!

Denn wie so oft im Leben gibt es nicht nur eine einzige, richtige und befreiende Perspektive. Nicht genug zu sein, muss nicht bedeuten, in Unfrieden zu leben. Denn beides kann gleichzeitig existieren: Die Verbundenheit zum inneren Frieden, das Wissen, dass ich genau so, wie ich gerade bin, vollkommen genug bin. Und die Freude am Wachstum, an der Vielfalt der Erfahrungen und der mannigfaltigen Entfaltung des Selbst. Sowohl Ruhe als auch Bewegung sind Pole unseres Wesens, die nicht notwendig in Widerspruch zueinander stehen, sondern eine Synergie und Wechselwirkung bilden können. Der Philosoph Ken Wilber beschreibt das Wesen unseres Universums als holarchisch: Stets höher und zugleich tiefer sich entfaltend. Unsere Seele, unser Wesen, reflektiert dieses kosmische Prinzip.

Die beiden Pole können nicht getrennt voneinander existieren: ewige Stille, Sein und Ruhe bilden die Grundlage für fortwährende Entfaltung und umgekehrt. Ohne Entfaltung können wir keine Stille wahrnehmen oder erfahren. So können wir, geerdet und beseelt im Wissen der unbedingten, ewigen Genügsamkeit, den Blick auf die wachsenden Gipfel des höchsten Potenzials genießen, wissend, dass wir ihm vielleicht nie ganz gerecht werden. Aber mit der anhaltenden Freude am Spiel des Lebens ist das auch gut so.

Mit dem Wissen, dass ich im Kern genug bin, freue ich mich, niemals genug zu sein.